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Serie: Frühjahrsputz für deine Ohren – Wir bringen dein Audiowissen auf Hochglanz! Folge 4

Serie: Frühjahrsputz für deine Ohren – Wir bringen dein Audiowissen auf Hochglanz! Folge 4

Folge 4: Wie funktioniert Dolby Atmos … und brauche ich das überhaupt?

Dolby Atmos bietet ein einzigartiges Klangerlebnis. Sagt die Werbung. Aber wie funktioniert die Technik? Und vor allem: Unter welchen Umständen lassen sich die vollmundigen Versprechungen überhaupt realisieren?

9.1.4 und Co. – Dolby Atmos bringt eine neue Zahl ins Spiel

Sogenannter Raumklang wird bei vielen Systemen durch einen Subwoofer und mehrere verteilte Lautsprecher realisiert. 9.1 bedeutet hierbei, dass sich insgesamt neun Lautsprecher im Raum befinden und ein Tieftöner die niedrigen Frequenzen ausspielt. Das Prinzip von Dolby Atmos beruht darauf, die Tonebenen zu erweitern, und zwar durch Lautsprecher von oben. So kommt es zu Settings wie 9.1.4 – inklusive vier Deckenlautsprechern.

Was soll das bringen? Zuschauer (und Zuhörer) im Kino sollen klanglich erleben, wie sich ein Ufo von oben nähert oder wie ein Superheld in die Lüfte entschwindet. In beiden Fällen kommt der Sound von oben. Aber kommt er das wirklich?

Im Heimkino und sogar in vielen Kinos werden nicht die eigentlich notwendigen 64 Lautsprecher verbaut, um echten Atmos-Klang zu realisieren. Das heißt, dass fast immer ein Downmix an die Technik stattfindet. Insbesondere beim Klang von oben wird gerne getrickst – mit sogenanntem Upfiring. Hierbei befinden sich die Lautsprecher nicht physisch an der Decke, sondern auf gleicher Höhe mit den anderen. Sie zielen nur Richtung Decke, welche den Sound dann reflektieren soll, sodass er von oben kommt.

Ob das klappt, hängt von vielen Faktoren ab: Reflektionsfähigkeit der Decke, Raumhöhe, Position der Zuhörer. Dass beim Upfiring echter Atmos-Sound entsteht, ist also eher reiner Zufall als die Regel.

Atmos ist objektbasierter Sound

Der zweite Unterschied zwischen Atmos und „klassischen“ Formaten wie Dolby Digital 5.1 beginnt schon bei der Produktion und kommt bei der Ausspielung zum Tragen. Traditionell sind Produktion und Wiedergabe kanalbasiert. Das heißt, die Technik weist jedem Kanal eine bestimmte Tonspur zu.

Atmos hingegen funktioniert objektbasiert. Das Objekt ist dabei der Sound an sich, also zum Beispiel das Geräusch, das ein startender Düsenjet im Kinofilm erzeugt. Die Wiedergabe findet dann nicht kanalbasiert statt, sondern wird von der Technik aus Metadaten generiert und je nach Equipment ausgespielt. Liest sich beeindruckend, ist aber eine Geschmacksfrage. Wer über Medien in Atmos-Produktionsweise verfügt, kann die Effekte bereits bei Stereo-Wiedergabe hören, da die Klangobjekte, die für Lautsprecher gedacht sind, die nicht im eigenen Set vorhanden sind, virtualisiert werden und somit den Klang räumlich und in seinen Richtungen ergänzt. Ein Vorab-Test bietet sich also an.

Dolby Atmos verlangt Dolby Atmos

… womit auch bereits das nächste Thema angesprochen wurde: Die Inhalte müssen in Dolby Atmos produziert sein. Das stellt hohe Anforderungen an die Tontechnik, ob für den Kinofilm oder das Symphonieorchester. Oder anders ausgedrückt: Atmos-Produktionen sind die teuersten auf dem Markt und damit auch die seltensten. Aber nur wenn die Quelle Atmos unterstützt, kann überhaupt der gewünschte 3D-Sound entstehen.

Selbst wenn dies der Fall ist, heißt es nicht zwangsläufig, dass wirklich Atmos ankommt. Dieses Problem besteht insbesondere beim Streaming. Nur bei entsprechend hoher, stabiler Datenrate kommt die Atmos-Tonspur mit Metadaten flüssig an. Übrigens: Nicht jeder Regisseur oder Musiker verwendet den Sound von oben. Es kann sein, dass auch komplett für Dolby Atmos erstellte Produktionen keine entsprechende Beschallung von der Decke bieten.

Was brauche ich für Dolby Atmos?

Wie bereits erwähnt, wären eigentlich 64 Lautsprecher nötig, inklusive Montage an der Decke. Dann entsteht echter Atmos-Sound. Alternativ bietet der Markt verschiedene Geräte, die „atmosfähig“ sein sollen. Diese Fähigkeit beginnt beim Anschluss: HDMI 2.1 (eARC) ist Pflicht.

Wer auf Soundbars setzt, sollte sich dabei bewusst sein, dass der Atmos-Sound hier auf Virtualisierungen beruht. Upfiring und Downsizing der Lautsprecher-Anzahl beschneiden den authentischen Klang.

Wie klingt Dolby Atmos?

Einfach mal testen Abschließend die Frage: Ist Dolby Atmos besser als Dolby Digital und andere Formate? Das lässt sich im Grunde nur individuell beantworten. Wer sich an die Materie herantasten möchte, kann Atmos-Sound auf seinem vorhandenen Equipment „probehören“. Die objektbasierte Ausspielung bleibt nämlich erhalten. Ob die gefällt, ist Geschmackssache. Gleiches gilt für Musik in 3D-Qualität. Mit normalen Kopfhörern ist bereits ein Unterschied zu hören.

 Weitere Infos dazu auch in unserem Video:

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